Erfahrungsbericht Extinction Rebellion

Eine andere Realität ist denkbar, ausmalbar. So vielschichtig geschehen, auf den betonierten Böden Berlins, umkreisen Rebellen mit Kreide „Schlachtrufe“ der Empathie, des Friedens, der gerechten Demokratie, der Liebe gegenüber diverser Spezien; der Trauer über das Aussterben und auch FÜR DICH auf die asphaltierte Straße. Diese Woche wollte deine Aufmerksamkeit bekommen. Daher tut es uns sogar aufrichtig Leid, solltest du dich geärgert haben, Zeit oder sogar Geld durch unsere Störung verloren haben. Diese Rebel Week war angesetzt Stören zu wollen, denn unsere weitreichenden Interessen haben vielleicht noch weniger Zeit als DU: Wir Schlafwandeln gleichgültig, träge oder sogar schon beidseitig gelähmt einem planetaren Kapitel entgegen, das durch seine abstrakte Folgen, besser nicht ausgemalt werden will. (Heute leider kein „Malen nach Zahlen“ für uns, sondern für Zweifler eine Leseempfehlung: der aktuellen IPPC Bericht.)

Das ist der Mensch. So ist er / es eben.  Ist  das  der Mensch ? –Wo kämen wir denn dahin! Antworte ich lieber.Denn ich bin Zeitzeuge von nicht wenigen Gestalten geworden, die hier vom Gegenteil trotzen. Menschen die sehr leidenschaftlich, sehr angestrengt über unsere Zukunft nachdenken, leben und wirken. Humans for Future. Diese Woche hätte genauso gut auch ein ganzer Mondzyklus sein können. Viele gute Dialoge mit wachen, klaren Menschen. Eine Ansammlung von Expertise, Hoffnung, Courage und gewiss auch Blauäugigkeit. Man & Frau, Trans darf ja wohl noch kollektiv groß Träumen dürfen.

Wenn zahlreiche Musiker, Djs und Künstler willkommen auf der „Gästeliste“ sind und sich plötzlich wertgeschätzter und umrühmter ACID PAULI von selbst announced. –Dann gibt es natürlich einen ordentlichen Rave! Ein bodenständiges aber auch irgendwie rebellisches Posing vor der Masse, wenn Martin und Bonaparte hinter einem Zaungitter im Truck spielen. Nachdem die Rebellen am vorhergegangen Montag gelernt hatten, dass die Polizei mit einem einzigen gekonnten Handgriff am Mischpult, Seligs Gig begraben konnten, wird die Rebellion erfinderisch
Eine Tugend die ich mir von den Politikerinnen unseres Bundestages wünschen würde. Sowie eine ernsthafte Debatte über die folgenden drei Punkte: 




Let’s push the climate to the agenda!–Fordern die Eco-Erotic-Aerobic-Crew als beispielhafte Auswucherung der Graswurzelbewegung durch Artivismus. Politischer Kunst.(Ursprungüngliches Homo-Erotic-Aerobic istauf dem Bucht der Träumerinnen Festival unter einem Regenbogen geboren, zu dem hier in hoffentlich wenigen Wochen ein entwickeltes Bild zu abgegeben wird.) 

Plötzlich kommen sie auf die Straße gesprungen; Ob auf dem Potsdamer Platz, der Kottbusser Brücke oder sie bespielen die für mich abschließende BURN PARADE durch Mitte und animieren auf dem sonstigen Un-Ort Alexanderplatz zu Aerobic and Urban Gardening im übertragenen Sinne. Hier  scheint ein besonders günstiger Ort für die Wave zu sein, kein gestörter Verkehr und rasch werden die Smartphones gezückt. Auch der ein oder andere Mundwinkel im Publikum. Die Masse ist noch träge. So ein Durchhaltevermögen hat sonst nur noch das mobile Soundsystem FETISCH FOR FUTURE bewiesen. Die verkleideten Polizist*innen  aus der KitKat-Szene waren fast jeden Tag dort wo ich nach Aktionen auf den Straßen suchten. Frau sah sie fast öfter in Unterhaltungen mit der wirklichen Polizei verwickelt als das Deligations-Team von XR.

Hut ab und Danke für die speziell auf die Rebel Wave gemixten Samples aus Redebeiträgen und genreübergreifende Musik! Ist das rebellischer Sound. Die Burner Parade zeigt sich mit ihrem spirit radikal selbstironisch, selbstbewusst, humorvoll UND politisch wenig überraschend. Das ist sexy.

Die endlich erwünschte Aufmerksamkeit zu den angesprochenen Themen kann sich Extinction Rebellion nun auf ihre selbstmitgebrachten weißen Friedens-Flaggen schreiben. Medial ist ja einiges los um den „Totenkult“, der als Sekte verkannt wird oder einseitige Berichterstattung von Aktionsräumungen der Asphaltpresse. Über hautnahe Erfahrungsberichte wie diese hier wird selbstredend auffällig wenig berichtet und lieber versucht mit Unwahrheiten, die Bewegung so darzustellen, wie ihre Leser es gerne serviert bekommen möchten.

Wenn Linke aus Kommerz gegen Linke hetzen… darf dies gerne in die Rubrik „Zerrbilder 2019“ archiviert werden. … In was für einem Abschnitt des Globus leben wir hier eigentlich im sogenannten privilegierten globalen Norden? Wo die Larven im weißen Mandelmus leben. In einem defekten Entwicklungszustand des Menschen begriffen, werde ich nicht müde, laut und klar zu hinterfragen, ob es mit dem wett-eifern nach Wachstum und dem Materiellen nun mit der Menschheit dieser Jahre gewesen sein soll? (Und ist das jetzt schon esoterisch? )

Nach ausgiebigen Abgleich der Kritik an XR und dem Zwiespalt zu den erlebten eigenen Erfahrungen wende ich mich abgewogen wieder der Blockade vor dem Umweltministerium zu, und mit Liebe dem Faszien-Training für die rebellischen Rucken-Muskeln. Eine spontane geteilte Yoga-Stunde einer Freundin für die auf den Straßen genächtigten Menschen und alle anderen.


Ein fettes Danke an dieser Stelle an alle Rebellen dieser Erde, aller Aktions-Levels für die konsequente Gewaltfreiheit bis zur Kommunikation (mit der Polizei) hin!Danke an alle verkleideten Gestalten, Performerinnen, Bürgerinnen und Suppenküchen-Schwelgerinnen im Hintergrund, dem Legal-Team, Deeskalation-Team, Regenerative Kulturen, und simply allen Teams und Menschen die geplant oder spontan mitgemacht haben!

Danke auch an die Polizei fürs Respektieren und die manchmal sogar sehr humorvolle Zusammenarbeit mit Euch. Es haben alle einen tollen Job gemacht. Ich bin sehr froh um diese Erfahrungen die tief in mich eingedrungen sind, mich belehrten und mir gezeigt haben, was möglich ist. Dies sind die ersten Sproßen tiefgehender Samen in der es nicht –nur wie leichtfertig reduziert um das Klima und Emissionen geht– sondern um die Natur unseres Planetens.Von dem die Menschheit nur ein Sprossen des Wurzelwerks ist.

Einige zähe Rebellen sind immer noch in Aktionen Draußen in Berlin.
Dies ist erst die Erste Rebel Wave in Deutschland gewesen. 60 weitere Metropolen weltweit haben mitprotestiert. Was gleichzeitig die Zweite Wave in London erreicht hat, bewegt vieles in mir und ist lichtweisend. Zehntausende Menschen aus allen Klassen –vom Adel, bis Rabbi zur Prominenz alles vorhanden– haben (ein-)verstanden, dass wir als Weltbürger alle in einem Boot sitzen und haben es gewagt hinter dem Schleier zu schauen.

Falls das hier noch nicht klar genug geworden sein sollte – Ich empfehle ausdrücklich mit offenen Augen und Herzen sich die Aktionen von Extinction Rebellion selber anzuschauen und auf sich wirken zu lassen.

Ich habe mich radikal wohl gefühlt (ein starker Appell dieses Wort neu zu besetzen aus der Woche) und habe ich mich auf den autofreien Berliner Straßen dem zivilen Ungehorsam tagsüber hingegeben, still beobachtet und lautstark „THIS IS WHAT DEMOCRACY LOOKS LIKE“ durch meine Stimmbänder rasseln lassen, bis sie heiser war.

Naja, dieser Zustand mag ja schnell bei mir erreicht sein, daher bin ich umso beseelter zu Sehen, wie die Bewegung von anderen Aktivisten & Artivisten angeheizt wird zB. durch Trans-Künstler Soya the Cow, dessen Texte und Melodien Ohrwürmer schlingeln.
Oder das hoch emotionale und stilisierte Animal Ballett in 5 Akten, das die Natur-Mensch-Beziehung anhand zig Performern erzählt und sich von den Red Brigades, dem performativen Tod persönlich,streicheln lässt (siehe unten Montag).

Wir erleben den Moment, der reif scheint, bunte Kunst neben inhaltsgeladenen Bürgerinnen-Versammlungen lösungsorientiert auf dem Boden der Tatsachen und Straßen im Spektrum des Regenbogens zu gestalten, auszumalen und auszusitzen!

Buntkreidesüchtig liegen wir richtig auf dem Weg, der farbig ist.


ᛜ➳❥ Extinction Rebellion

© Maximiliane Wittek „Rebel Wave“, Okt. 2019