DER VEREIN ZUR WIEDERVERZAUBERUNG DER WELT ALS KULTURBEWEGUNG


Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. […]
Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles
Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen
Schein gebe so romantisiere ich es.“ ––- Novalis



Am Anfang steht eine Sehnsucht nach einem selbstbestimmten, verspielten und leichten Ansatz zu leben, wirksam zu sein und zu arbeiten. Es geht um ein Gefühl des Ausatmens – jenseits von gesellschaftlichen Normen, deren Zugzwänge und Wertesysteme sich mitunter lebensfeindlich für Menschen und Umwelt, gehetzt und verbraucht anfühlen. Die Blaue Blume als zentrales Symbol der Romantik spiegelt die Suche nach dem Glück … nach der Phantasie von einem idealen Zustand von Ganzheit, zu dem mehr oder weniger bewusst das menschliche Streben in all seinen Facetten hinstrebt. 

Das in den soziologischen Theorien beschriebenen „Ende der Metaerzählungen“ macht es schwer, sich mit diesem Streben noch in eine Sinnstruktur einzuordnen, die nicht schon längst von vielen Seiten dekonstruiert wurde.

Manchmal scheint es, als habe sich allein eine Geisteshaltung durchgesetzt, die Schiller bereits zu seinen Lebzeiten, als das „Diktat der Nützlichkeit“ beschrieben hat. „Er beschreibt sie als geschlossenes System der Zweckrationalität und der instrumentellen Vernunft, als eine Gesellschaftsmaschine

Die Gegenwartskritik Schillers liest sich, als würde er die bestehenden Verhältnisse beschreiben: Die moderne Gesellschaft hat, so Schiller, Fortschritte gemacht auf dem Gebiet der Technik, der Wissenschaft und des Handwerks infolge von Arbeitsteilung und Spezialisierung. In dem selben Maße, wie die Gesellschaft im Ganzen reicher und komplexer wird, lässt sie den Einzelnen in Hinsicht auf die Entfaltung seiner Anlagen und Kräfte verarmen. Das Schöpferische im Menschen kommt durch das fremdbestimmte Nützlichkeitsdenken in der arbeitsteiligen Welt unter die Räder. 

Schillers Rezept „diese Krankheiten der Kultur“ zu kurieren ist – auf den ersten Blick – überraschend einfach: Der Mensch soll wieder spielen. „… um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Aus diesem tiefsinnig-leichten Spiel des Romantisierens und Poetisierens erwächst den romantischen Individualisten ein schönes Selbstbewusstsein. Sie trauen ihrem Ich sehr viel zu, wenn nötig sogar die Kunst eine neue Welt zu schaffen und die bestehenden Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Einer der Leitsätze der Blauen Blume ist:

„Wir spielen als ob es echt wäre.“


Damit erschaffen wir selbstwirksame Referenzerfahrungen und das Spiel des Romantisierens ist ein Verfremdungstechnik, die das Denken in ungewohnte Bahnen lenkt, um Möglichkeiten denkbar zu machen, die nicht bereits Angeboten werden. Wir haben keinen fertigen Weg, der vorgibt, wie Wiederverzauberung funktioniert. Wir setzten auf die lebensbejahende, kreative Sehnsucht im grundlegenden Genie jedes Menschen, die zum Finden der Blauen Blume – zum Glück für sich und andere und den Planeten – strebt. Damit geht die Blaue Blume vom Individuum als kleinster revolutionärer Zelle aus.

Unsere Narrative – und damit unsere Angebote zur Metaerzählung – sind somit auch ganz bewusst ein wenig im Bereich des Fantastischen angesiedelt, auch um nicht der Verführung zu verfallen, erneut Dogmen zu schaffen. Wir denken das maximal Mögliche und wählen bewusst die Größe des Pathos. Sorgen sind kleinteilig. Träume sind groß. Utopien nicht als Realitätsverlust, sondern als Erweiterungsübung. 

Auch die Blaue Blume lebt eine Variante des Maximalismus.

© Maximiliane Wittek

Veranstaltungen & Festivals


Die Blaue Blume macht Veranstaltungen und Festivals und eröffnet bewusste Spielräume, was wir aber eigentlich tun, ist eine Haltung zu kultivieren, die ein Angebot bereithält sich dem Experiment zu beteiligen, eine andere Realität zu schaffen. Wir nutzen Schönheit und Verspieltheit als Ressource. Nicht, um den Blick abzuwenden von Missständen, sondern gerade, um Energie zu generieren und um mit positiver Schaffenskraft, Kulturkreative zu sein.

Die Wiederverzauberung der Welt wählt einen bunten, leichten und gemeinschaftlich-forschenden Weg zu einer tiefgreifenden Veränderung bestehender Verhältnisse.



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