©M.Wittek, Afd Wegbassen Demonstration, Mai 2018 Berlin

Artivismus als eine selbstverständliche, lebendige Entfaltung des Lebens im Älltäglichen integriert.

Für eine Verbreitung von Akti-/Artivismus in unserer Kultur braucht es:

➵ Teilnahme
➵ Aufmerksamkeit
➵ Medienstrategien
➵ partizipatorischen Bildungsansätzen, die das gemeinsam geteilte Wissen zu einer Mainstream-Kultur weiterentwickeln.

Wo Kunst nicht mehr als etwas elitäres abgetrennt wahrgenommen wird, sondern als Verb statt ein Substantiv verstanden ist. Eine neue Definition der KünstlerInnen spannt sich wie ein Spinnennetz über die breite Zivilgesellschaft aus und auch die Vorstellung verschwinden, dass allein AktivistInnen SpezialistInnen darin sind, Gesellschaftsstrukturen neu zu weben. Stattdessen begreift sich jedes Individuum als spiegelndes Atom des sozialen und politischen Transformationsprozesses, in der wir uns gegenseitig erkennen, inspirieren und Felder füllen. Mensch sein bedeutet auch ein Wesen artivistischer Akzente zu sein.

Es gibt bereits einige Ideen einer offene Gesellschaft der breiten Allianzen, die für eine neue Ära menschlicher Entwicklung auf Ästhetik und Nachhaltigkeit basiert. Eine Leitkultur in der Kunst nicht mehr nur Medium oder Mittel ist, sondern selbst Abbild des Suchens nach Wegen in ein postfossilen Zeitalter darstellt.49 Ist das Utopie, oder kann das weg?


Die ehem. Senatorin und Kuratorin Adrienne Goehler appelliert seit Jahren für innovative Lösungswege mit der Entstehung des Fond Ästhetik und Nachhaltigkeit. »Wir brauchen ein Mit-, nicht Nebeneinander der unterschiedlichen Wissensformen. Und wir brauchen eine offene Debatte darüber, ob sich ein Hochpreisland wie das unsere, das bekanntlich arm an Bodenschätzen und reich nur an der Ressource Kreativität ist, es sich leisten kann, bei der Jahrhundertaufgabe der Nachhaltigkeit auf das Können und Vermögen der Künste zu verzichten, bzw. sie überwiegend am oder unter dem Existenzminimum zu halten.« 50

© M.Wittek The wrong amazon is burning
Protest Brazil Embassy Berlin 24.8.2019

Die Erkennung der Wertigkeit und Wirkung von Kunst im Umgang mit globalen Herausforderungen bedingt ein notwendiges Kultur-Konzept.  Die Zehn Imperative der Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit versuchen eine Richtung vorzugeben:



Demokratisieren:
Die anhaltenden Krisen machen deutlich, dass wir die Welt und ihren Zustand nicht den Experten überlassen dürfen. Wir müssen selbst ran, jeder einzelne von uns.

Denken und Handeln:
in neuen Zusammenhängen und mit erweiterten Zielhorizonten für gesellschaftliche Transformation und Paradigmenwechsel.

Entfesseln:
unsere Fantasie, auf allen Ebenen.

Ausschwärmen:
in neue Organisations- und Bewegungsformen.

Verflüssigen:
Künstler/innen sollten eine Art Vorbildfunktion als Avantgarde und Anti-Expert/innen der flüssigen Moderne51 entwickeln, in der es keine Gewissheiten mehr gibt, sondern Positionen immer wieder neu überdacht werden müssen.

Zuhören, Beobachten, Veröffentlichen:
Das Unsichtbare sichtbar machen.

Aufladen:
Der im Politik- und Wissenschaftsbetrieb zerriebene Begriff Nachhaltigkeit muss mit neuer Kraft versehen werden; das gelingt nur, wenn wir Ästhetik und Nachhaltigkeit wechselseitig miteinander verknüpfen. 

Wahrnehmen:
Ästhetik ist die Summe aller unserer Wahrnehmungen zur
Erschließung komplexer Systeme. Sie ist kein Exklusivrecht der Kunst,
sondern sollte von jedem Einzelnen von uns (zurück-)erobert werden!

Zusammenführen und Bündeln:
Wir müssen die Silos unseres Denkens und die Trennung von Zusammenhängen durch Ressortorganisationen überwinden und unterschiedliche Handlungsfelder und Perspektiven bündeln. Die meisten wichtigen Fragestellungen fallen ansonsten durch die herkömmlichen Raster oder Profile unserer institutionellen und mentalen Selbstorganisation und würden deshalb nicht gefördert werden.  

Einsehen:
Obwohl erkannt wurde, dass neben dem Sozialen, Ökonomischen und Ökologischen das Kulturelle die vierte Dimension zur Entstehung von Kulturen der Nachhaltigkeit ist, folgte daraus bisher kaum die Einsicht für praktisches Handeln.  ❝

49 Vgl. Fond Ästhetik und Nachhaltigkeit  2012
50  Adrienne Goehler 2019
51 Flüssige Moderne: Zygmunt Bauman 2011


© Maximiliane Wittek #UNTEILBAR DEMO 13.10. Berlin